Fundamentale Analyse und ökonomische Indikatoren

15 Mar, 2016 Lesezeit: 5 Minuten

Die fundamentale Analyse fußt auf dem Studium der Fundamentaldaten der Wirtschaft eines Landes und der Analyse, in welcher Art und Weise diese Daten die Wechselkursrate eines Landes beeinflussen. Solche Analysen verlassen sich meistens auf die Interpretation statistischer Berichte und ökonomischer Indikatoren. Die hunderten von Wirtschaftsnachrichten und Berichten, welche Tag für Tag veröffentlicht werden, gestatten es bis hin zu einem gewissen Grade, vorherzusagen, in welche Richtung sich der Wert einer Währung entwickeln wird, d.h. vorherzusagen, ob er steigen oder fallen wird und wann eine Umkehr des aktuellen Trends wohl bevorstehen mag.

Das Datum und die Zeit, zu dem ein bestimmter Bericht oder ein ökonomischer Indikator zur Veröffentlichung ansteht, wird vorab bekanntgegeben – und man kann es in einem Ökonomischen Kalender oder Wirtschaftskalender ganz einfach nachschlagen. Dies ist das von den Analysten am häufigsten genutzte Werkzeug, mit dessen Hilfe sie sich überlegen, welche Auswirkungen auf die Märkte bestimmte Nachrichten oder die Daten, welche bekanntgegeben werden sollen, wohl haben werden.

Die Zentralbanken und die Leitzinssätze.

Weil Zentralbanken oftmals für die Steuerung der Finanzangelegenheiten ihrer Länder verantwortlich sind, stellt die Geldpolitik, welche sie verfolgen, einen wichtigen Faktor für die Wechselkursraten dar. Eine Zentralbank kann beispielsweise den Wert einer Währung steigern, indem sie die Währung selbst ankauft und diese dann in ihren Reserven vorhält. Um den Wert der Währung anschließend wieder sinken zu lassen, werden diese Reserven einfach wieder auf dem Markt verkauft.

Wenn eine Wirtschaft einen Anstieg der Konsumentenausgaben benötigt, dann kann eine Zentralbank unter Umständen auch die Leitzinsrate auf die Kredite, welche sie den kommerziellen Banken gewährt, absenken. Falls das Ziel der Zentralbank darin besteht, die Entwicklung der Inflation zu verlangsamen, dann wird sie ihre Leitzinsrate steigern, um somit die Konsumentenausgaben zu zügeln.

Je nachdem, ob sich eine Zentralbank größere Sorgen über die Inflation oder das Wirtschaftswachstum macht, kann man die Geldpolitik von Zentralbanken entweder als „falkenhaft“ oder als „taubenhaft“ klassifizieren. Die Geldpolitik der erstgenannten Art führt üblicherweise zu höheren Zinsraten, während die letztgenannte Geldpolitik typischerweise bedeutet, dass die Zinssätze fallen werden.

Zentralbanken auf der ganzen Welt

Die Inflation

Die Inflationsrate zeigt uns an, wie schnell die Preise für Güter und Dienstleistungen ansteigen. Dadurch hat die Inflation eine direkte Auswirkung auf das Angebot und die Nachfrage nach Währungen, womit sie auch die Wechselkursraten beeinflusst. Die wichtigsten Inflationsindikatoren sind die folgenden:

  • Bruttoinlandsprodukt (BIP)
    Das BIP umfasst sämtliche Güter und Dienstleistungen, die während der Berichtsperiode in einem Land produziert bzw. erbracht werden. Ein Anstieg beim BIP bedeutet, dass die Wirtschaft eines Landes wächst – und daher wird es auch dazu benutzt, um die Inflation zu messen.
    Veröffentlichung: Vorläufiges BIP: Vier Wochen vor Quartalsende; Finales BIP: drei Monate nach Quartalsende; Zeit: 15:30 Uhr EET (14:30 Uhr EEST).
  • Konsumentenpreisindex (KPI)
    Der KPI misst den Wert eines vordefinierten „Einkaufskorbes“ von Gütern und Dienstleistungen, welcher als Index dargestellt wird. Wenn man den KPI mit seinen vormaligen Werten vergleicht, dann kann man daraus ablesen, inwiefern sich die Kaufkraft der Konsumenten verändert hat, und inwieweit dies durch die Inflation bedingt war.
    Veröffentlichung: Monatlich, ungefähr zur Mitte des Monats; Zeit: 15:30 Uhr EET (14:30 Uhr EEST).
  • Produzentenpreisindex (PPI)
    Dieser Indikator zeigt uns die Veränderungen bei den Preisen, welche die Produzenten für ihre Rohstoffe bezahlen mussten, an – und er gestattet es uns, zu evaluieren, inwiefern dadurch die künftigen Konsumentenpreisniveaus betroffen sein könnten.
    Veröffentlichung: Zweite oder dritte Woche des Monats; Zeit: 15:30 Uhr EET (14:30 Uhr EEST).

Die Beschäftigung

Die Beschäftigungsraten beeinflussten die Wechselkurse auf eine direkte Art und Weise, weil sich daraus nämlich zwingend Folgen für die aktuellen und die zukünftigen Konsumentenausgaben ergeben. Ein Anstieg bei der Arbeitslosigkeit bedeutet nach dem allgemeinem Konsens, dass eine Wirtschaft schwächer wird – und aus diesem Grunde wird danach auch die Nachfrage nach ihrer Währung fallen. Im Gegensatz dazu bedeuten starke Beschäftigungsdaten, dass diesen Zahlen eine wachsende Wirtschaft zu Grunde liegt – was üblicherweise wiederum bedeutet, dass die Nachfrage nach der Währung des Landes stetig steigen wird.

Untenstehend finden Sie die bedeutendsten Beschäftigungsberichte aus mehreren verschiedenen Ländern:

  • Die US-amerikanischen Nicht-Agrar-Beschäftigungsdaten: Dies ist eine Datensammlung über die Beschäftigungstrends in der US-amerikanischen Wirtschaft, mit Ausnahme der Stellen, welche durch die Regierung, nicht-gewinnorientierte Organisationen (NGOs) sowie den Agrarsektor bereitgestellt werden.
  • Die vorläufigen Zahlen für die US-amerikanischen Anträge auf Arbeitslosenhilfe: Die Anzahl der neuen Anträge auf Arbeitslosenhilfe stellen ein Maß für die Anzahl der Leute dar, die erst vor kurzem ihre Arbeit verloren haben.
  • "Labor Force Survey": Das Maß für die Veränderungen bei der aktuellen Beschäftigungsrate in Kanada.
  • "Wage Price Index": Der Lohnkosten-Preis-Index gibt die Veränderungen bei den Löhnen in Australien an.
  • "Claimant Count Change": Dieser Index misst die Anzahl der Anträge auf Arbeitslosenhilfe, die vom Beginn bis zum Ende einer Berichtsperiode in Großbritannien gestellt wurden.

Die Einzelhandelsverkäufe

Dieser Indikator ist von Bedeutung, weil die Konsumentenausgaben nämlich einen substantiellen Teil der Gesamtwirtschaft ausmachen. Der Indikator bemisst die Gesamtausgaben, welche die Konsumenten für verschiedene Gruppen von Gütern und Dienstleistungen innerhalb einer bestimmten Zeitperiode aufwendeten. Ein Wachstum der Einzelhandelsverkaufszahlen würde uns beispielsweise anzeigen, dass die Konsumenten über zusätzliches Einkommen verfügten, welches sie in den Konsum investierten – was darüber hinaus darauf hindeuten würde, dass sie Vertrauen in die zukünftige Entwicklung der Wirtschaft des Landes haben.

Veröffentlichung: Monatlich, ungefähr zur Mitte des Monats; Zeit: 15:30 Uhr EET (14:30 Uhr EEST).

Immobilienverkaufszahlen

Ein prosperierender Markt für Wohnimmobilien ist einer der sichersten Indikatoren dafür, dass wir es mit einem Land mit einer starken Wirtschaft zu tun haben. Hierbei spielen hauptsächlich das Konsumentenvertrauen und die Kreditzinsen eine Rolle, und die Immobilienverkaufszahlen zeigen dann die kumulierte Nachfrage der Konsumenten nach Wohnimmobilien an.

Veröffentlichung: Vierte Woche des Monats; Zeit: 15:30 Uhr EET (14:30 Uhr EEST).

Großhandelsbericht

Der US-amerikanische Großhandelsbericht (Englisch: "Wholesale Trade Report") basiert auf einer Umfrage unter 4500 Großhändlern, die auf einer monatlichen Basis durchgeführt wird. Diese Umfrage beinhaltet Statistiken über die monatlichen Verkäufe, die Lagerbestände sowie das Verhältnis zwischen Lagerbeständen und Verkäufen. Aus diesen Daten gehen Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage hervor – und der Index kann dabei behilflich sein, den vierteljährlich veröffentlichten BIP-Bericht zu prognostizieren. Allerdings hat dieser Index keine größeren Auswirkungen auf die Märkte.

Veröffentlichung: Jeweils am oder um den neunten Tag eines jeden Monats; Zeit: 17:00 Uhr EET (16:00 Uhr EEST)

Zahlungsbilanz (Englische Abkürzung: BOP)

Die Zahlungsbilanz (Englisch: "Balance Of Payments") beinhaltet sämtliche Transaktionen, welche über einen bestimmten Zeitraum hinweg zwischen den Einwohnern eines Landes und ausländischen Personen oder Firmen erfolgt sind. Sämtliche Transaktionen werden in einem aktuellen Transaktionskonto weiter unterteilt; dieses Konto beinhaltet Güter, Dienstleistungen und Einkommen. Darüber hinaus gibt es ein Kapitalkonto, welches die Transaktionen mit verschiedenen Finanzhandelsinstrumenten auflistet. Diese Daten sind ganz entscheidend für die Formulierung der nationalen und internationalen Wirtschaftspolitik eines Landes.

Veröffentlichung: Um den 19. Tag eines jeden Monats; Zeit: 15:30 Uhr EET (14:30 Uhr EEST)

Handelsbilanz

Der Bericht zeigt die Differenz zwischen den Importen und den Exporten eines Landes an – und er stellt somit einen signifikanten Bestandteil der Zahlungsbilanz dar. Ein Handelsdefizit bedeutet, dass ein Land mehr Güter importiert als es exportiert, wohingegen ein Handelsüberschuss bedeutet, dass das Gegenteil der Fall ist. Ein Überschuss oder ein schwindendes Defizit bedeuten oftmals, dass es eine erhöhte Nachfrage nach der Währung des Landes gibt.

Veröffentlichung: Um den 19. Tag eines jeden Monats; Zeit: 15:30 Uhr EET (14:30 Uhr EEST)

Wenn Sie noch mehr darüber erfahren möchten, wie der Devisenmarkt funktioniert, dann empfehlen wir Ihnen die Lektüre dieses Artikels hier.

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